Unzertrennlich

Unzertrennlich“ ist eine deutsche Dokumentation, die sich mit Themen wie Geschwisterbeziehung, Krankheit und Tod auseinandersetzt. Der deutsche Kinostart war am 17. Januar 2019. Mit viel Respekt nähert sich die Doku den unterschiedlichen Realitäten im Leben solcher Geschwisterkinder an und führt den Zuschauer in deren Alltag ein.

Unzertrennlich: Leben mit behinderten und lebensverkürzt erkrankten Geschwistern
Dauer: 91 Min.
Jahr:
Regie: Frauke Lodders
Hauptdarsteller: Eymen, Eray, Gustaf
Nebendarsteller: Svea
Studio: Kinescope Film GmbH
Sprachen: Deutsch

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In Deutschland liegt die Zahl der Familien, die einen schwerkranken Angehörigen haben, sehr hoch. Rund vier Millionen Menschen besitzen einen Bruder oder eine Schwester mit einer chronischen, lebensverkürzenden Erkrankung oder einer Behinderung. Solche Personen müssen schon in frühen Jahren große Verantwortung übernehmen oder sich mit einem Verlust beschäftigen. Deren Leben unterscheidet sich im großen Maße von anderen Kindern oder Jugendlichen.

Besetzung, Regie und Drehorte

Regisseurin Frauke Lodders hat das Ziel im Film „Unzertrennlich„, das Augenmerk auf die Geschwisterkinder zu lenken, die unter schwierigen Umständen aufwachsen. Der Filmemacherin Lodders geht es gegen den Gerechtigkeitssinn, dass diese Menschen übersehen werden. Daher ist der Arbeitstitel „Schattenkinder“ noch viel treffender als der Originalfilmtitel „Unzertrennlich“.

Über 95 Minuten wird dem Zuschauer eine lebendige Dokumentation geboten, deren Konzept von Frauke Lodders selbst erstellt wurde. Der deutsche Film stammt aus dem Jahre 2018 und ist ohne Altersbegrenzung entstanden. Vier Jahre lang begleitete das Filmteam, bestehend aus Fabian Schmalenbach und Timo Schwarz, die vier Geschwisterkinder.

Später schnitt Kirsten Ottersdorf die Szenen zusammen und André Feldhaus begleitete diese mit der Filmmusik. Diese Arbeiten dauerten vom 10. August bis 31. Oktober 2017. Zwei Produktionsfirmen waren involviert: Frauke Lodders Film aus Kassel und Kinescope Film GmbH aus Bremen. Verantwortlich für die Produktion waren Mike Beilfuß, Matthias Greving und Frauke Lodders. Die erste Firma wurde später mit dem „Goldener Herkules“ ausgezeichnet.

Handlung & Inhalt vom Film „Unzertrennlich“

Der Dokumentarfilm „Unzertrennlich: Leben mit behinderten und lebensverkürzt erkrankten Geschwistern“ berichtet über Geschwisterkonstellationen, in denen eine Schwester oder ein Bruder lebensbedrohlich erkrankt ist. In einem Fall besitzt das Kind auch eine Behinderung, welche die Lebenserwartung drastisch reduziert. Über die Filmlänge taucht der Alltag der Familien auf, vor allem der Alltag der gesunden Geschwister. In vielerlei Hinsicht unterscheidet sich deren Leben von dem Leben der Altersgenossen. Häufig müssen diese schon früh große Verantwortung übernehmen und auf vieles verzichten. Zeitgleich sind Themen wie Tod und Verlust an der Tagesordnung.

Es tauchen keine Vorwürfe auf, gegenüber den Eltern oder den Geschwisterkindern. Alle gehen liebevoll mit den hilfsbedürftigen Menschen um. Einmal stehen genau diese Personen im Mittelpunkt und die Regisseurin lässt die einzelnen Personen selbst erzählen. Jeder Zuschauer hat die Möglichkeit, sich ein Bild von den Begebenheiten zu machen, denn es wird auf jegliche Kommentare verzichtet.

Max besaß damals eine Schwester mit Namen Judith. Sie litt unter einer schweren Stoffwechselstörung und starb vor vielen Jahren in seinen Armen. Mittlerweile ist er selbst Vater. Es tauchen Bilder von dem ehemaligen Kinderzimmer auf. Die liebevollen Erzählungen zeigen, dass Judith für Max noch lebt. Heute erlebt Max einen großen Freiheitsdrang, weil damals die Familie sehr ans Haus gefesselt war. Nun möchte Max vieles nachholen und geht mit Baby, Frau, Hund und Wohnmobil auf große Reise.

Gustav besitzt eine behinderte Schwester, Alma. Erst kürzlich hatte er Ärger in der Schule, denn die Schulkollegen haben sich über Alma lustig gemacht. Es ist schulisch gesehen nicht einfach, was erhebliche Persönlichkeitsstörungen offenlegt. Nach der Geburt der Schwester musste Gustav von dem hohen Ross absteigen und fing an zu stottern. Kurz danach hatte er nur noch schlechte Noten in der Schule. In der Zwischenzeit sind Mutter und Sohn zur Sprachtherapie gegangen. Beim Warten im Wartezimmer fiel auf, dass dieses gemeinsame Zeitverbringen heilsamer war, wie jede Therapie. Nun kümmert Gustav sich noch liebevoller um Alma. Mithilfe von Zeichensprache kommuniziert er perfekt mit ihr.

Eymen ist der Jüngste der Familie. Er hat noch einen älteren Bruder Eray und eine ältere Schwester Selin. Das Mädchen kann schlecht schlafen, deswegen schläft auch die Mutter seit dreizehn Jahren keine Nacht durch. Mittlerweile wird Selin im Kinderhospiz behandelt und es läuft etwas besser. Es tauchen tolle intime Spielszenen der Geschwister auf. Dies war nur möglich, weil eine starke Vertrautheit zwischen dem Filmteam und der Familie bestand.

Fazit & Kritiken zum Film „Unzertrennlich“

200 Stunden Filmmaterial lag dem Film „Unzertrennlich: Leben mit behinderten und lebensverkürzt erkrankten Geschwistern“ zugrunde. Gerade besondere Gelegenheiten, wie das Zuckerfest in der türkischen Familie oder ein Urlaub in Dangast und so weiter wurden genutzt. Für den Zuschauer wirkt keine Szene forciert, besonders weil die Arbeit an der Kamera sehr zurückhaltend ist. Dadurch kann der Betrachter den Familien sehr nahe kommen, ohne voyeuristisch zu wirken.

Gerade die Offenheit, wie alle Beteiligten die Sicht der Dinge erzählen, ist eine der genutzten Stärken im Film. Offenbar ist es immer wieder während der Dreharbeiten gelungen, Gesprächssituationen hervorzurufen, in denen keine Vorwürfe auftauchen oder nach einer Rechtfertigung klingen. Die Abwesenheit von Bewertungen ergänzt und stellt Erzählungen nebeneinander. Zu sehen ist erfrischender Pragmatismus, unpathetische Warmherzigkeit und unerwarteter Humor. „Unzertrennlich“ wird von starken, gefühlvollen Bildern getragen. Letztendlich werden gut strukturierte Einblicke in vier Familien verliehen, alle mit unterschiedlichen und dennoch vergleichbaren Herausforderungen. Es ergibt ein komplexes Themenmosaik für Interessierte. Schrecken Sie nicht vor dem Titel zurück. Diese Verfilmung war in Deutschland längst überfällig.

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